Ständig Risse im Putz? Bleiben Sie im System!
Paul Polatschek, Leiter des Produktmanagements der Ortner GmbH, erklärt Mörtelsysteme, sowie Ursachen von Rissbildung und wie man diese vermeidet
Putzrisse im handwerklichen Ofenbau treten immer wieder einmal auf. Wie wichtig es daher ist, „Immer im System zu bleiben“ und was die Ursachen für derartige Risse sind, darauf weist Paul Polatschek, Leiter Produktmanagement der Ortner GmbH, hin.
Zusammenspiel der unterschiedlichen Produkte
Mörtelsysteme werden meist auf ein bis drei Bindestoffen aufgebaut. Häufige Kombinationen sind:
- Zement/Kalk
- Kalk/Gips
- Zement/Zement/Gips
Werden nun unterschiedliche Fertigmörtel untereinander gemischt, egal ob absichtlich oder aus Versehen, so addieren sich die Bindesysteme und es entstehen undefinierte Vielstoffverbindungen, die durchaus problematische Ergebnisse erzielen können. Generell gilt „Immer im System bleiben“, damit sich die unterschiedlichen Bindemittel nicht gegenseitig negativ beeinflussen. Meist wird als Erstes eine veränderte Abbindezeit für den Verarbeiter bemerkbar. Jedoch auch ein erhöhtes Schwindverhalten und in weiterer Folge Rissbildungen in der Mörtelschicht können auftreten. Wechselwirkungen werden meist durch Verunreinigungen ausgelöst, wie zum Beispiel schmutziges Wasser oder verunreinigtes Werkzeug. Diese Wechselwirkungen beeinflussen die Abbindezeit sowie die Endfestigkeit der Mörtelprodukte. Setzt sich beispielsweise im Laufe einer Baustelle in einem Wasserkübel eine Schlammschicht aus zementären Mörtelresten am Boden eines Kübels ab, so steigt der pH-Wert des Wassers. Werte bis zu pH 12-13 sind hier ohne Weiteres vorzufinden. Dies kann die Abbindezeit und auch die Endfestigkeit beeinflussen. Wird z.B. einem Mörtel auf Gipsbasis unkontrolliert Zement beigemengt, kann es durchaus zu Ettringitbildung im Zementgefüge kommen. Dies führt zu hohem Festigkeitsverlust bis hin zur kompletten Gefüge-Zerstörung der Mörtelmasse. Auch Schäden durch mineralische Treiberscheinungen können die Folge von verunreinigtem Anmachwasser sein.
Rissbildung im Ofenbau – Ursache und Fehlerbehebung
Die Ursachen, die zur Bildung von Rissen auf Flächen und Wänden führen, sind sehr komplex. Neben Materialeigenschaften, Materialzusammensetzung und Art der Verarbeitung können thermische Verspannungen des Hüllenbaus und Putzschichten auf neuralgische Zonen, wie etwa Übergängen zwischen Metall und Hülle, Auslöser von Putzrissen sein.
Grundsätzlich kann zwischen folgenden zwei Rissarten unterschieden werden:
- konstruktionsbedingte Risse: Bauteile können nach dem Verputzen noch Lage-, Form- oder Volumenänderungen unterworfen sein. Diese können Rissbildungen in der Hülle und damit auch im Putz zur Folge haben.
- putzbedingte Risse: haben ihre Ursache in der Verarbeitung und/oder im Putzmörtel
Wie kann man Risse bestmöglich vermeiden?
- Abstände im Innenbereich – Hotspots vermeiden
- Die vom Hersteller angegebenen Materialstärken einhalten.
- Im System bleiben: Unterschiedliche Putz- und Mörtelprodukte nicht untereinander bzw. miteinander mischen.
- Sauberes Arbeiten auf den Baustellen.
- Materialübergänge schaffen: Schattenfugen bei metallischen zu keramischen Bauteilen einfügen.
- Anwenderverhalten beurteilen: Der Endverbraucher darf seine Ofenanlage nicht „überfordern“. Am besten bereits in der Planungsphase die geeigneten Hüllenbaustoffe für die Anlage und für die Kunden- und Raumanforderungen wählen. Richtiges Einschulen in den Heizbetrieb durch den Ofenbauer ist wichtig.
Die vollständige Version dieses Artikels finden Sie im ORTNER Inside Magazin 2020.